20 Jahre viamedica - Stiftung für eine gesunde Medizin

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

Im Dezember 2022 begeht die Stiftung viamedica ihr 20-jähriges Jubiläum. Zeit für ein Resumée über viele Jahre Einsatz und Engagement für eine gesunde Medizin und ein nachhaltiges Gesundheitswesen. Wir blicken mit Stolz zurück auf eine intensive und arbeitsreiche Zeit, in der wir den Zielen der Stiftung ein Stückchen näher gekommen sind: als neutrale Plattform Umwelt und Gesundheit zu verbinden und das Gesundheitswesen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Unser herzlicher Dank gilt allen, die sich die letzten Jahre für unsere Arbeit eingesetzt haben. Wir schauen auch nach vorn - für die nächsten 20 Jahre wünschen wir uns weiterhin viele Mitstreiter und Mitstreiterinnen, die mit uns Umweltschutz und Nachhaltigkeit in das Gesundheitswesen transportieren. Denn Aufgaben gibt es genug: Das Gesundheitswesen steht neben vielen anderen Hürden vor der enormen Herausforderung, klimaneutral  zu werden.

 

"Wir sind oft gegen Wände gelaufen mit unseren Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Ich sehe in letzter Zeit aber einen Wandel, der mich optimistisch stimmt. " Prof. Dr. Franz Daschner, Vorstandsvorsitzender Stiftung viamedica

 

Lesen Sie das Interview mit Prof. Franz Daschner, Gründer und Vorstandsvorsitzender, und Nora Hilgers, Zuständige für das Finanz- und Personalwesen, über die Anfänge, die Arbeit und die Entwicklung der Stiftung viamedica. Das Interview wurde anlässlich des Jubiläums für das KlinergieMagazin 2022 geführt.

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum der Stiftung viamedica! Herr Prof. Daschner, Sie haben im Jahr 2000 den Deutschen Umweltpreis erhalten und von dem Preisgeld die Stiftung 2002 gegründet. Wie kamen Sie auf die Idee, eine Stiftung in Leben zu rufen?

Prof. Daschner: Den Deutschen Umweltpreis erhielt ich für mein deutschlandweites Engagement für den Umweltschutz. In meinem Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg waren zwischen 20 und 30 Beschäftigte für das Thema Umweltschutz zuständig und wir konnten einiges bewegen.

Es ist Tradition beim Deutschen Umweltpreis, dass man das Preisgeld nutzt, um die Arbeit, für die man ausgezeichnet wurde, fortzuführen. Daher die Idee, eine Stiftung zu gründen, die Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen voranbringen sollte.

Frau Hilgers, als langjährige Mitarbeiterin von Prof. Daschner waren Sie von Anfang an am Gründungsprozess beteiligt. Welche Herausforderungen stellten sich noch vor der Gründung?

Hilgers: Zuerst einmal mussten der genaue Stiftungszweck und die Stiftungsinhalte definiert werden.

Hierzu gaben wir eine Marktanalyse in Auftrag, um herauszufinden, welche Themen im Bereich Umweltschutz in der Bevölkerung, aber auch bei Krankenhausinstituten, Versicherungen oder Pharmafirmen aktuell sind. Aus den Ergebnissen wurden dann die Inhalte entwickelt. Die Stiftungsanwältin Senta Möller, die dann auch in unserem Vorstand aktiv wurde, hat daraus die Stiftungssatzung erstellt. Darüber hinaus musste ein Name gefunden, das Design und Logo entwickelt sowie die Stiftungsgremien personell zusammengesetzt werden. Alles in allem investierten wir knapp zwei Jahre für die Vorarbeiten und im Dezember 2002 konnte die Stiftung ihre Arbeit aufnehmen.

Wie ging es dann richtig los mit der Stiftung, Herr Prof. Daschner?

Prof. Daschner: Die Stiftung viamedica wurde offiziell bei einer Pressekonferenz und einer Veranstaltung im Historischen Kaufhaus in Freiburg vorgestellt, bei der der damalige Oberbürgermeister Dieter Salomon eine Festrede hielt. Kurz darauf haben wir potenzielle Sponsoren und Unterstützer zu einer Fundraising-Veranstaltung ins Hotel Colombi, Freiburg eingeladen.

Welches war das erste Projekt der Stiftung und welche Projekte sehen Sie als besonders wichtig an, Frau Hilgers?

Hilgers: Das erste größere Projekt der Stiftung, gefördert vom Land Baden-Württemberg und in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Freiburg, war die Einführung von Biokost in Kliniken. Weitere wichtige Projekte der Stiftung viamedica waren und sind der Antibiotika-Pass, eine Informationskampagne zur Antibiotika-Resistenz, „Gesundzuhause“, ein Informationsportal für ein gesundes Zuhause, „viamedica Pflege+“, bei dem die Energieeffizienz in Pflegeheimen verbessert wurde,

„viamedica Ökostrom“, bei dem die Stiftung gemeinsam mit den Elektrizitätswerken Schönau Ökostrom anbietet sowie das von der Nationalen Klimaschutzinitiative geförderte Projekt „Klimaretter-Lebensretter“, das die Beschäftigten des Gesundheitswesens in einem spielerischen Wettbewerb mitnimmt beim Klimaschutz. Weiterhin sind die Projekte im Klinikbereich zu nennen: „Klinergie2020“, bei  dem Einsparpotenziale für Kliniken identifiziert werden, „KLIK – Klimamanager für Kliniken“, bei dem Klimamanager in den Kliniken in Energiesparmaßnahmen weitergebildet wurden,

„viamedica Hand in Hand“, das durch Schulungen hilft, die Hygienestandards und die Qualität der Reinigung in den Kliniken zu optimieren, die „Energiesparfibel“, die Klinikmitarbeitende zum Klimaschutz anleitet, das „KlinergieMagazin“, das jährlich Best-Practice-Beispiele zu Umweltschutz und Ressourceneffizienz veröffentlicht, das „Pandemie-Zertifikat“, das den Notaufnahmen hilft, sichtbar sicherer zu werden, sowie das „Klimaschutznetzwerk Freiburger Kliniken“, bei dem Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen in den Freiburger Kliniken angestoßen werden. Wie man sieht, sind wir mit unseren Projekten in vielen Bereichen aktiv.

Um eine erfolgreiche Stiftungsarbeit leisten zu können, sind Sie auch auf Partner und Sponsoren angewiesen. Welche haben Sie besonders unterstützt?

Prof. Daschner: Besonders hervorheben möchte ich die große Unterstützung der Stadt Freiburg und des Universitätsklinikums Freiburg. Darüber hinaus sind das Bundesumweltministerium und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zu nennen. Als Sponsor begleitet uns die Firma Buderus seit vielen Jahren, wofür wir sehr dankbar sind. Unterstützt wurde meine Stiftung durch das Unternehmen Aesculap, mit dem wir gemeinsam über zehn Stipendien für Umweltschutz in der Medizin vergeben konnten.

Welches Fazit ziehen Sie aus den 20 Jahren Stiftungsarbeit und wie wird es Ihrer Meinung nach weitergehen, Herr Prof. Daschner?

Prof. Daschner: Die Stiftungsarbeit haben mein Team und ich als sehr steinig erlebt. Es dauert extrem lange, bis sich im Gesundheitsbereich etwas bewegt und wir sind oft gegen Wände gelaufen mit unseren Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Ich sehe in letzter Zeit aber einen Wandel, der mich optimistisch stimmt. Das Thema scheint in der Medizin und in der Politik angekommen zu sein. Es ist gerade erst das Buch „Green Hospital – Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung im Krankenhaus“ herausgekommen, das in vielen interessanten Beiträgen aufzeigt, wie die notwendige Transformation im Klinikbereich hin zur Klimaneutralität gelingen kann. Und im Bundesgesundheitsministerium wurde ein eigenes Referat zum Thema Nachhaltigkeit geschaffen. Die Wichtigkeit des Themas wird also endlich gesehen, am Ende sind wir mit unserer Arbeit aber natürlich noch lange nicht.

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Prof. Franz Daschner war von 1976 bis 2006 Direktor des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg. 2000 erhielt er den Deutschen Umweltpreis und gründete mit dem Preisgeld die Stiftung viamedica – Stiftung für eine gesunde Medizin. Er ist als Vorstandsvorsitzender der Stiftung tätig.

Nora Hilgers war von 1992 bis 2006 Direktionsassistentin am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg und von 2006 bis 2008 im Rektorat der Universität Freiburg mitverantwortlich für die Durchführung von Großprojekten. Sie war aktiv an der Gründung der Stiftung viamedica beteiligt und ist seit Beginn für das Finanz- und Personalwesen der Stiftung zuständig und arbeitet an den Projekten mit.